„Unser Lebensstil ist wie Kettenrauchen und Komasaufen auf Kosten
des Planeten“ das sagte Jörg-Andreas Krüger vom WWF im Jahr 2017.
„An der Produktion soll der Freizeitler sich ausrichten.“
Theodor W. Adorno – Dialektik der Aufklärung
von Nikolai Cosum.de
Beim Klimawandel wird viel über Ziele gesprochen. Wer ein Ziel verfolgt, braucht einen Kompass. Dieser hilft bei der Orientierung in einer komplexen Welt. Und diese Welt ist mega-komplex. Das beste Ziel, das ich kenne, ist die ZeroWaste-Pyramide. Sie bringt das Ziel „nachhaltigen Konsums“ perfekt auf den Punkt. Für jeden persönlich und auch gesamtgesellschaftlich. Ein klares Ziel verrät aber noch nicht, wo der Weg lang geht. Über welche Berge und Flüsse geht es? Müssen wir 8-spurige Autobahnen überqueren? Dafür brauchen wir eine Karte und ebenso wichtig einen Kompass.
Gucken wir uns nun die Pyramide genauer an. Die Kernpunkte lauten: „Refuse, reduce, reuse, repair, recycle, rot und reskilling“. Wer das ernst nimmt und in seinem Alltag auf diese Punkte achtet, handelt wirkungsvoll bei Abfall- und CO2-Vermeidung.
Mit Cosum setzen wir die Idee „reuse“ in die Tat um. Kleidung, Werkzeug, Spiele, undundund alles ist in Berlin bergeweise da. Für die Ressourcenwende gilt:
Gegenstände sollten solang wie möglich wieder-verwendet, ge- und verliehen sowie repariert werden. Ohne immer das neueste zu kaufen.
Cosum sieht sich als Teil eine Systems ökologisch-sozialen Wirt- und Gemeinschaftens. Als eine (kleine) Säule einer anderen Architektur des WIR-t-Schaftens.
Ebenso wichtig ist uns das „reduce“ in der ZeroWaste-Pyramide. Lasst uns vom Überfluss zum guten Leben (buon vivir) kommen (from money to deeper abun-dance). Ein Bekannter sagte es noch fundamentaler „Der nachhaltigste Konsum, ist kein Konsum“. Das ist krass, aber auch richtig.
Ich selbst brauche weniger Zeug in meinem Leben und gehe dafür lieber Tanzen. Ich bin ein postmaterialistischer Konsummuffel.
Zählen und Erzählen: Der Cosum CO2-Rechner
Jetzt da wir das Ziel klar im Blick haben, kommen wir zum Weg, den wir begehen wollen.
Dafür brauchen wir, weil der Weg durch unseren überkomplexen Alltagsdschungel führt, den besagten Kompass.
Auf unserer Leihplattform Cosum.de entwickeln wir dafür einen CO2-Rechner. Das ist der Kompass, der uns Richtung Klimagerechtigkeit helfen kann. Um uns zu informieren haben Gerard und ich (beide Cosum) das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung besucht. Fazit war, dass es einen exakten CO2-Rechner nicht geben kann. Dennoch macht es Sinn CO2 mehr in seinen alltäglichen Konsumverhalten zu beachten.
Als Vorlage bzw. Blaupause (imitation of the fittest) gucken wir uns nun den CO2-Rechner des Umweltbundesamts (UBA) an. Schaue es dir ruhig hier an. Im Bereich „sonstiger Konsum“ kommt die Unter-Rubrik „Gebrauchte Gegenstände“ unserer reuse-Idee „Leihen statt Kaufen“ am nächsten.
(Übrigens: Der CO2-Rechner wurde vom ifeu-Institut entwickelt. Auch das ifeu haben Gerard und ich in Berlin besucht.)
Der UBA CO2-Rechner zeigt beim „Leihen statt Kaufen“:
1) Wer öfter „gebrauchte Dinge“ nutzt, reduziert seinen CO2-Wert.
Wenn ich meine Bohrmaschine länger nutze anstatt oft eine neue zu kaufen,
wird weniger CO2 verursachen. Das leuchtet ein.
2) Wer weniger Geld für Gegenstände ausgibt, reduziert seinen CO2-Wert.
Wer mehr leiht, einfach spart und auf Dinge verzichtet, gibt weniger Geld aus.
Auch das ist klar.
Unser Cosum CO2-Rechner beginnt mit Annäherungen und noch wichtiger mit Vereinfachungen. Warum? Weil uns wissenschaftliche Daten fehlen, weil es technisch (IT) sehr schwer umsetzbar ist und weil wir noch Zeit und Gehirnschmalz brauchen. Gemeinsam mit euch und Expert*Innen aus Klima-Wissenschaft, Statistik und Programmierung entwickelt wir den CO2-Rechner Schritt für Schritt weiter. Dafür organisieren wir Arbeitstreffen mit dem BUND Berlin, ifeu, den CO2-Statistik-Spezialisten Greensoeasy und vielen AkteurInnen mehr.
Cosums CO2-Rechner beginnt mit Version 0.1 (ein Prototyp 😉 )
Die Formel lautet: Anzahl der Leihtage mal 0,2 g CO2e
Die Anzahl der Leihtage ergibt sich vom Tag der Ausleihung bis zur Rückgabe.
Ein Beispiel: Anton leiht sich bei Brigitte eine Leiter für 3 Tage. Der CO2-Rechner ermittelt eine CO2-Einsparung von 0,6 g CO2e, weil Anton die Leiter nicht gekauft hat, sondern geliehen hat und damit eine Leiter weniger produziert werden musste. Damit wurde kein CO2 bei der Produktion (noch genauer bei der Verstromung der Produktion etc.) freigesetzt.
Auf der Cosum-Plattform zeigen wir persönliche und gesamte Einsparung aller Cosumierenden.
Formel und damit den CO2-Rechner werden wir stetig weiterentwickeln.
Eine Schätzung der CO2-Einsparung
- Aktuell liegt der durchschnittliche Fußabdruck bei etwa 11,6t CO2 pro Jahr. Um einen guten Fußabdruck zu erreichen, sollte jeder Mensch seinen CO2-Fußabdruck jährlich um mindestens 380 kg senken.
- Damit „Leihen statt Besitzen“ zu einer signifikanten CO2-Reduktion beiträgt, sollten etwa 50 Dinge geliehen werden. Es gibt einige Dingen, die ich nie selbst nicht als Eigentum haben muss, z.B. Werkzeug, Geräte, Maschinen oder Zelt-Ausrüstung usw. Diese nicht zu besitzen hat einen geschätzen Reduktion von täglich 200g CO2eq für eine Durchschnittsperson. Damit kann ca. 20% Reduktion in einem Jahr erreicht werden.
Hier eine Liste, wo „Leihen statt Kaufen“ Sinn macht
- Bohrmaschine, Leiter, Kinderwagen, Kostüme, Koffer
- Iso- und Yogamatte
- Küchengeräte wie Raclette-Grill, Grill oder Waffeleisen
- Leiter, Gartengeräte wie Astschere, Schippe, Spaten
- Geschirr für Geburtstage etc.
- Sport & Spiele wie Flugdrachen, Basketball, Brettspiele
- Outdoor-stuff wie Zelt, Taschenlampe und Wanderrucksack
- Werkzeug wie Hammer, Schraubendreher, Akkuschrauber und und und
Sei dabei. Act now!
Herzliche Klima-Grüße
Nikolai vom Cosum-Team